Sehr geehrte Damen und Herren,
es erfüllt mich mit Stolz, dass meine Heimatstadt in diesem Jahr Gastgeber der European Maccabi Games sein darf. Als Fußballer habe ich schon an einigen großen Turnieren teilgenommen und weiß, was für ein tolles Gefühl das ist, wenn sich Sportler vieler Nationen treffen, wenn Menschen aus der ganzen Welt sich für ein Ereignis begeistern. Dabei fallen viele Grenzen. Auch die, die wir in unseren Köpfen haben.
Zuschauer und Sportler kommen sich näher. Wir erfahren viel über uns und wir lernen Neues kennen, wenn wir nur mit der nötigen Neugierde und Offenheit durch die Welt gehen. Gerade Berlin zeigt, wie eine Welt sich verändert. Ich habe die Teilung der Stadt nicht wahrgenommen, aber ich bin in einem Berlin groß geworden, in dem man die Veränderung der Stadt jeden Tag erlebt hat. Ich habe auch aufgrund meiner Hautfarbe Dinge erleben müssen, gegen die ich heute als Fußballprofi kämpfe. Ich habe Rassismus erlebt, ich habe Ausgrenzung erlebt, ich habe Vorurteile erlebt.
Heute ist Berlin eine der hippsten Städte dieser Welt. Auch das erlebe ich auf meinen vielen Reisen. Jeder interessiert sich für diese Stadt – und viele sind gekommen, um in Berlin zu leben, um Berlin zu erleben. Sie sind neugierig und Berlin ist neugierig auf sie.
Gerade deshalb sind Veranstaltungen wie die European Maccabi Games für eine Großstadt wie Berlin wichtig. Sie bieten die Möglichkeit, sich über den Sport mit Geschichte vertraut zu machen. Sie zeigen, wie man Grenzen überwindet, sie schaffen Integration. Berlin ist eine Weltstadt. Und das heißt, wir heißen alle Menschen willkommen.
Und wenn die Maccabi Games auf dem Gelände des Olympiastadions stattfinden, wo 1936 die Olympischen Spiele unter Führung des Nazi-Regimes stattfanden, führt uns das vor Augen, was der Sport zu leisten vermag. Respekt zu geben und Toleranz zu schaffen. Gemeinsam einzutreten für Fairness – und die gilt nicht nur auf dem Platz.
Deshalb bin ich froh, als Schirmherr des Fußball- und Futsal-Wettbewerbs der Spiele in Berlin meinen Teil dazu beitragen zu können, dass wir uns dank dieser Spiele auch verdeutlichen, wie wichtig der Sport ist, um Menschen miteinander zu verbinden. Den einfachen Regeln des Sports folgen alle Menschen, egal wie sie aussehen und wo sie herkommen. Und der Sport kann helfen, dieses Bewusstsein übertragbar zu machen für das Leben neben dem Sportplatz.
Ich wünsche allen Teilnehmern und Zuschauern viel Spaß und Freude bei den Wettbewerben und Momente des Nachdenkens, wie wichtig Respekt und Toleranz sind.
Jérôme Boateng
Jérôme Boateng (*1988) ist deutscher Fußballnationalspieler und Weltmeister.